Vor Beginn von Arbeiten im Wald müssen die Grenzen der betroffenen Flurstücke sicher geklärt und gut sichtbar gekennzeichnet sein. Welche Möglichkeiten gibt es und was ist sinnvoll?
Grenzbäume mit Ringen
Wählen Sie entlang ihrer Grenze in regelmäßigem Abstand grenznahe Bäume aus und markieren Sie diese deutlich sichtbar. Bewährt hat sich das Kennzeichnen des eigenen letzten Baumes mit Sprühfarbe (z.B. mit Dreifachring). Wichtig ist, dass sich die Grenzmarkierung deutlich von anderen Markierungen unterscheidet und vom eigenen Bestand aus zu sehen ist! Auch der Unternehmer, der für Sie im Wald arbeiten darf wird Ihnen sehr dankbar sein.
Grenzsteine markieren
Im Wald sind nicht selten noch Grenzsteine aufzufinden. Diese sind teilweise mit Humus und Erdreich überdeckt und sollten freigelegt werden. Frei stehende Grenzsteine sollten mit Sprühfarbe markiert werden. Tiefer stehende Grenzsteine können zusätzlich mit einem Pfahl verpflockt und evtl. farblich markiert werden. Das Anbringen von Pflöcken ist auch auf ehemaligen Kalamitätsflächen empfehlenswert. Hier sind die Grenzsteine oft mit Reisig und dichten Bodenbewuchs verdeckt und alte gewachsene Bestandsgrenzen nicht mehr erkennbar. Wenn Grenzsteine fehlen und der Grenzverlauf im Einverständnis mit dem Waldnachbarn geklärt ist, reichen farblich markierte Pflöcke zur Grenzkennzeichnung aus.
Grenzen aufschneiden
Gerade in dichten und unübersichtlichen Beständen mit Naturverjüngung ist das Anlegen von mind. 1 m breiten Grenzschneisen entlang des Grenzverlaufs auf der eigenen Grundstücksseite sinnvoll. Diese sollten regelmäßig gepflegt und freigehalten werden.
Grenzverläufe an nächste Generation weitergeben
Kennen Ihre Kinder und Enkel die Grenzen Ihres Waldes? Wenn nicht, wird es Zeit! Zeigen Sie der nächsten Generation bei einem kleinen Spaziergang die Grenzen Ihres Waldstückes. Nur so kann dieses wichtige Wissen mit in die Zukunft getragen werden. Wenn Grenzverläufe nicht bekannt oder unsicher sind, sollte man dieses Problem nicht zu lange aufschieben, denn je mehr Vegetation am Boden wächst, desto schwieriger wird es. Es gibt verschiedene Möglichkeiten Grenzsteine wieder zu finden.
Zeichen in der Natur erkennen
Manchmal finden sich noch Hinweise im Gelände. Geländeabsätze, Gräben oder Wälle zeigen oft Grenzverläufe an. Auch erkennbare Pflanzreihen, Waldinnenränder oder unterschiedliche Bestände (Alter, Baumartenzusammensetzung oder Pflegezustand) geben erste Hinweise.
Baumstümpfe
Einen groben Hinweis geben oftmals alte Baumstöcke im Wald. Von Ihnen kann im Normalfall die Fallrichtung der abgesägten Bäume abgelesen werden. So kann man oft einschätzen, wem der Baum wohl gehörte. Meist geht die Fallrichtung der Bäume von der Grenze weg.
Den Waldnachbarn fragen
Treffen Sie sich mit ihren Waldnachbarn vor Ort, vielleicht kennt er den Grenzverlauf. In manchen Gebieten wurde bis heute keine amtliche Vermessung durchgeführt. Dort sind die Grenzen „gewachsen“ und beruhen im Gelände auf einem beiderseitig anerkannten Grenzverlauf.
Bayern Atlas im Internet
Wo es schon eine Vermessung im Wald gegeben hat, lassen sich die Grenzen wiederfinden: Einen ersten Überblick kann der Bayern Atlas der Bayerischen Vermessungsverwaltung liefern. Diese Karte ist im Internet frei zugänglich. Aus Datenschutzgründen werden allerdings keine Flurnummern und Grenzsteine angezeigt, trotzdem ist das Programm ein gutes Hilfsmittel. An den Ecken des Flurstückes müssen auf jeden Fall Grenzsteine vorhanden gewesen sein. Im Menü kann man über die Zeichen und Messfunktion den Winkel und die Streckenlänge zum nächsten Eckpunkt messen. Draußen können die angezeigten Daten dann mit Hilfe von Kompass und Maßband auf die Fläche übertragen werden. Diese Variante ist zwar zeitaufwendig, aber erstaunlich genau. Oft finden sich im Umkreis von einem Meter beim Stochern im Boden die überdeckten Grenzsteine.
Katasterkarten
Exakte Grenzverläufe und Grenzzeichensymbole bieten die Katasterkarten. Diese erhält der Grundstücksbesitzer beim zuständigen Vermessungs- oder Liegenschaftsamt gegen eine Gebühr. Hier müssen die Winkel und Längen zwischen den Grenzsteinen mit dem Geodreieck aus der Karte herausgemessen werden.
GPS Vermessung
Die moderne Technik bietet viele Möglichkeiten. Trotzdem sollte man im Hinterkopf behalten, dass der angezeigte Standort je Anzahl verfügbarer Satelliten, Bewölkung und Überschirmung teilweise einige Meter von Realität abweichen kann.
Feldgeschworene
Feldgeschworene sind ehrenamtliche Mitarbeiter der Gemeinde, die Grenzzeichen und damit den Verlauf von Grenzen überwachen. Sie können neue Grenzsteine setzten, beschädigte austauschen oder überflüssige entfernen und arbeiten dabei eng mit den Beamten des Vermessungsamtes zusammen.
Vermessungsamt
Können weder die Nachbarn noch die Feldgeschworenen weiterhelfen, bleibt nur noch der offizielle Weg zum zuständigen Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung – auch Vermessungsamt genannt. Dessen Mitarbeiter können das Flurstück offiziell vermessen und so Rechtssicherheit schaffen. Hierbei entstehen allerdings schnell hohe Kosten.