Unsere einheimische Eibe ist eine der seltensten und am wenigsten beachteten Baumarten in unseren Wäldern. Daher unterliegt sie auch als einzige Baumart dem besonderen Schutz des Bundesnaturschutzgesetzes. Die Forstverwaltungen Bad Steben und Kulmbach, der Forstbetrieb Nordhalben und der Ökologisch-Botanische Garten der Universität Bayreuth haben jetzt ein Nachzuchtprojekt ins Leben gerufen.
Die Verwendung von Eibenholz ist ein Stück Menschheitsgeschichte. Die älteste je gefundene Spitze eines Jagdspeers ist über 300 000 Jahre alt und steckte noch im fossilen Skelett eines urzeitlichen Waldelefanten, der von Neandertalern erlegt wurde. Die weltberühmte Gletschermumie „Ötzi“ hatte bereits einen Jagdbogen aus Eibenholz dabei. Und bis in das 16. Jahrhundert unserer Zeitrechnung hinein wurde Eibenholz für die Herstellung von Bögen und Armbrüsten verwendet. Ein Großteil der fränkischen Eiben wurde nach England exportiert, wo der durch Robin Hood bekannt gewordene Englische Langbogen hergestellt wurde. Der Bedarf für die Waffenproduktion war im Mittelalter so groß, dass die Eibe in den Wäldern sehr selten wurde.
Eiben gibt es in Europa schon seit über 20 Mio. Jahren. Sie haben keine ernstzunehmenden Schädlinge. Für Menschen, aber auch für viele Tiere sind fast alle Teile der Eibe stark giftig. Nicht so für Rehe, die Eiben massiv verbeißen. Durch ihre weite Verbreitung in Mitteleuropa kommt sie auf fast allen Bodentypen und im Klimabereich von kühl-feucht bis hin zu warm-trocken vor. Etliche Eiben sind an die tausend Jahre alt. Das bedeutet auch, dass diese Exemplare von der mittelalterlichen Wärmezeit über die Kleine Eiszeit (1350-1850) bis hin zur heutigen Klimaerwärmung viele Witterungsunbilden durchgestanden haben. Das macht sie damit zu einer interessanten Baumart im Klimawandel.
Der wirtschaftliche Nutzen der Eibe soll auch nicht verschwiegen werden. Sie ist gerade für Drechselarbeiten und im Möbelbau ein begehrtes Holz und in der Schweiz werden jedes Jahr mehrere Eibenstämme auch versteigert. Darüber hinaus wird aus der Eibe ein Wirkstoff zur Krebstherapie gewonnen.
Aus diesem Grund haben die Forstverwaltungen Bad Steben und Kulmbach, der Forstbetrieb Nordhalben und der Ökologisch-Botanische Garten der Universität Bayreuth ein Nachzuchtprojekt ins Leben gerufen. Ausgangspunkt für dieses Nachzuchtprojekt sollen die noch wenigen, im Frankenwald versteckten Eibenbäume sein.
Daher ergeht folgender Aufruf an alle Waldbesitzer im Frankenwald:
Bitte melden Sie sich bei Ihrer zuständigen Forstverwaltung in Bad Steben bei Ralph König (E-Mail: ralph.koenig@aelf-mn.bayern.de ) und unter Laura.Lachenicht@bayreuth.de bis zum 30. Juni 2021, wenn Sie eine Eibe in Ihrem Wald stehen haben. Schicken Sie uns bitte die möglichst genaue Angabe des Fundorts, wenn möglich mit GPS-Daten. Ideal wäre für uns, wenn Sie außerdem ein Foto eines Zweiges machen könnten.
Alternativ dazu können Sie auch die App iNaturalist (https://www.inaturalist.org/projects/gesucht-eiben-im-frankenwald) verwenden, die den Standort automatisch aufnimmt, wenn Sie die Eibe fotografieren. Mehr dazu können Sie auf der Homepage von iNaturalist erfahren.