Bericht zur Jahreshauptversammlung 2024

Zur diesjährigen Jahreshauptversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Kemnath konnte 1. Vorsitzender Oskar Kastner im Bürgerhaus in Kulmain rund 100 Mitglieder begrüßen. Als Ehrengäste hieß er insbesondere den stellvertretenden Landrat und Bürgermeister der Gemeinde Kulmain, Günther Kopp, den 1. Vorsitzenden der Forstwirtschaftlichen Vereinigung Oberpfalz (FVO), Josef Liegl, den Bereichsleiter Forsten des AELF TIR/Weiden, Christoph Hübner und den stv. Präsidenten des BBV, Ely Eibisch, willkommen.


In seinem Vereinsbericht für das abgelaufene Jahr hob Oskar Kastner folgende Aktivitäten und Ereignisse hervor: Teilnahme an der 50-jährigen Gründungsfeier der FVO auf Schloss Guteneck, die fünf sehr gut besuchten Gebietstreffen im Herbst, die Info-Versammlung mit dem AELF in Waldeck wegen der Borkenkäferdramatik, die Besprechung mit dem örtlichen Revierförster und der Stadt Waldershof hinsichtlich der Wegesanierung im Pfaffenreuther Wald sowie mehrere Ortstermine zur Errichtung eines Holzlagerplatzes in Zinst. Darüber habe er an verschiedenen Besprechungen und Seminaren zu forstpolitischen Themen teilgenommen, deren Inhalte und Zielsetzungen er der Versammlung kurz schilderte.


Geschäftsführer Walter Ehlich beleuchtete in seinem ausführlichen Tätigkeitsbericht das Wirtschaftsjahr 2023. Die größte Herausforderung für die Waldbesitzer stellt der massiv fortschreitende Klimawandel dar. Trotz eines feuchten Frühjahrs war das restliche Jahr 2023 weniger von Trockenheit als von hohen Temperaturen und einem ungewöhnlich milden Herbst geprägt. Aufgrund dieser Rahmenbedingungen kam es im gesamten Vereinsgebiet zu flächendeckendem Borkenkäferbefall mit massiven Kalamitätshieben.
Die FBG habe in 2023 rund 22.000 Festmeter Holz vermarktet; dies entspricht einer Steigerung von circa 50% gegenüber 2022. Detailliert ging er auch auf die Preisentwicklungen der verschiedenen Holzsortimente ein und gab eine Prognose für die weitere Holzmarktentwicklung 2024. Dieser werde vor allem von einer schwachen gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, einem stark kriselnden Bausektor, einem hohen Zinsniveau und weiterhin vorhandenen Inflationsängsten geprägt. Hieraus leite sich eine angespannte Auftragslage des Schnittholzmarktes ab, die tendenziell zu fallenden Rundholzpreisen führen könnte.
Christine Dötsch informierte die Mitglieder anschließend über das wirtschaftliche Ergebnis des abgelaufenen Jahres. Sie erläuterte ausführlich die Jahresrechnung, die insgesamt mit einem Gewinn abschließt. Kassenprüfer Peter Scherm bescheinigte eine einwandfreie Kassenführung, die Vorstandschaft wurde daraufhin einstimmig entlastet.

Nun folgte der Höhepunkt des Abends, der fulminante und mit wissenschaftlichen Fakten unterlegte Vortrag des Forstwissenschaftlers und ehemaligen Leiters des botanischen Gartens der Universität Bayreuth, Dr. Gregor Aas, zum Thema: Waldumbau in Zeiten des Klimawandels.
Zu Beginn seines Referats stellte Dr. Aas die Frage, warum Waldumbau jetzt? Die Klimaveränderung sei in vollem Gange, die Prognosen für die durchschnittliche Erwärmung bis 2100 reichen von +2 Grad bis +5 Grad. Fichte und Kiefer werden unter diesen Veränderungen massiv leiden und als die wichtigsten Wirtschaftsbaumarten ausfallen. Ziel müsse es deshalb sein, stabile Mischwälder mit an den Klimawandel angepassten Baumarten zu etablieren.
Als nächstes müsse man sich die Frage stellen, mit welchen Baumarten dies gelingen könne. Dies sollte vor allem mit einheimischen Arten geschehen, die Trockenheit aushalten und zugleich auch ausreichend winter- und frosthart sind. Hierzu zählen insbesondere Weißtanne, Eiche, Feldahorn, Elsbeere und Flatterulme. Versuchsweise sollte dieses Portfolio ergänzt werden um beispielsweise Esskastanie, Robinie, Walnuss und Libanonzeder.
Weiter stelle sich die Frage, welche Chancen und Risiken der zwingende Waldumbau biete.
Der Wald in seiner Gesamtheit muss an den Klimawandel angepasst werden, damit dieser neben seiner Wirtschaftsfunktion auch weiterhin seine vielfältigen Ökosystemleistungen erbringen kann. Deshalb gelte es durch eine breite Streuung der Arten die Risiken zu minimieren, die durch neue Arten, neue Schädlinge und neue Krankheiten entstehen können. „Keine Baumart ist ohne Risiko“, so der Referent.
Die entscheidende Frage für Waldbesitzer laute jedoch: wie schafft man den Umbau?
Als eine der wichtigsten Maßnahmen sieht Dr. Aas die konsequente und stringente Nutzung der Naturverjüngung, die eine Vielzahl standortgerechter und zukunftsfähiger Baumarten hervorbringen kann. Diese Maßnahme muss zudem mit Pflanzungen unterstützt werden sowie mit einer Reduzierung des Schalenwildes einhergehen. Es gelte, dass alle an diesem Prozess Beteiligten zielorientiert und konstruktiv zusammenarbeiten müssen. Entscheidend sei, dass man jetzt aktiv diesen Umbau angehen muss und nicht wartet, bis Kahlflächen entstanden sind.

Eine kleine Überraschung hielt Oskar Kastner für seinen Vorgänger in diesem Amt, Josef Hösl, bereit. Für seine fast 20-jährige Tätigkeit als 1. Vorsitzender wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Josef Hösl zeigte sich überrascht und erfreut zugleich über diese Ehrung.


In seinem kurzen Grußwort betonte Christoph Hübner, dass die Waldbesitzer wirklich jetzt handeln müssen, da es sonst „zu spät“ sei. Die Forstverwaltung und die Revierförster werden hier in jeglicher Hinsicht zur Unterstützung bereitstehen. Ely Eibisch ging in seinem Statement vor allem auf die aktuellen politischen Entwicklungen auf EU- und Bundesebene im Bereich Forstwirtschaft ein. Insbesondere kritisierte er scharf die geplante EU-Verordnung „Entwaldungsfreie Lieferketten“ und die angedachte Novellierung des Bundeswaldgesetzes. Sollten diese Entwürfe umgesetzt werden, so sei die Folge noch mehr Regulierung und Bürokratie verbunden mit einhergehenden Einschränkungen des Eigentumsrechts.
Nach fast drei Stunden Dauer schloss Oskar Kastner die überaus gelungenen Versammlung und wünschte allen Mitgliedern ein stets unfallfreies Arbeiten in ihrem Wald.