Die aus Nordamerika stammende Roteiche ist von der „Baum des Jahres – Dr. Silvius Wodarz Stiftung“ zum Baum des Jahres 2025 gewählt worden. Damit wird eine Baumart geehrt, die im 17. Jahrhundert als Zierbaum nach Europa gebracht wurde. Inzwischen ist sie eine feste Größe in der Forstwirtschaft: Nicht zuletzt der Klimawandel sorgt dafür, dass die robuste, klimaresistente Roteiche immer häufiger in unseren Wäldern und Parklandschaften zu sehen ist.
Die Roteiche präsentiert sich im Herbst in ihrer vollen Pracht: Die großen, spitzen Blätter des bis zu 35 Meter hohen Baumes – der deshalb auch Amerikanische Spitzeiche genannt wird – färben sich dann tiefrot. Dabei unterscheiden sie sich in Form und Farbe von ihren in Mitteleuropa verbreiteten Schwestern – der Stieleiche und der Traubeneiche – deren rund gebuchtete Blätter sich im Herbst grüngelb bis goldbraun färben.
Für Holzfässer ungeeignet
Das Holz der Roteiche (Quercus rubra) weist im Kern ebenfalls eine rötliche Färbung auf, wird als Bau- und Konstruktionsholz sowie als Furnierholz verwendet und ist in seiner Biege- und Druckfestigkeit den heimischen Eichen gar überlegen. Für die Fassherstellung eignet sich ihr durchlässiges Holz hingegen nicht.
Die in Deutschland etablierte Roteiche stammt vermutlich aus dem Nordosten ihres natürlichen Verbreitungsgebietes, dem Norden der USA und dem Südosten Kanadas. Dennoch ist sie als eingeführte, also nicht heimische Art, keine „ökologische Wüste“, wie es oft bei neuen Arten der Fall ist. Untersuchungen zeigen, dass sich die im Stammbereich lebenden Insektengemeinschaften kaum von denen der Stieleiche unterscheiden.
Bedeutendste eingeführte Laubbaumart
Die Roteiche zeichnet sich durch einen frühen Austrieb und einen späten Wachstumsabschluss aus. Daraus resultieren lange Wachstumsperioden mit hohen Wuchsleistungen. Als schnellwüchsige Lichtbaumart mit einer guten Massen- und Wertleistung ist sie wirtschaftlich interessant. Angesichts der Herausforderungen des Klimawandels wird die Roteiche, die als besonders anpassungsfähig gilt, zunehmend in der deutschen Forstwirtschaft eingesetzt. Flächenmäßig ist sie die bedeutendste eingeführte Laubbaumart.
Sie ist daher auch aus wissenschaftlicher Sicht interessant: Im Forschungsvorhaben RubraSelect werden die genetischen Grundlagen von Wuchsleistung und Trockenstresstoleranz der in Deutschland verbreiteten Roteichen untersucht und Marker für Trockenstresstoleranz entwickelt. Der Anbau nicht-heimischer Baumarten ist häufig mit einer Reduktion der genetischen Variation verbunden.
Durch den Aufbau von Samenplantagen soll die langfristige Versorgung der Forstwirtschaft mit genetisch hochwertigem Vermehrungsgut dieser Baumart gesichert werden, damit sich die Roteiche als widerstandsfähige und sturmfeste Baumart dauerhaft etablieren und auch hierzulande ein Alter von 400 Jahren erreichen kann.